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    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Endlich war es vorbei. Ihre Beine und Arme glühten und hatten keine Haare mehr. Nun hatte sie Angst, dass sie sich als nächstes ihren Rotschopf vorknöpfen würden, doch wurde ihr Kopfhaar bloss gekämmt und sie wurde getrocknet und in ein weisses Unterhemd gehüllt, dann kam Puder auf ihre Wangen und ihre Lippen wurden gefärbt und ihre Augen mit Kohle nachgezogen. Die Damen kicherten immer wieder und Redsonja verstand wirklich nicht warum. Bis plötzlich Unruhe ausbrach.

    "Ein Lüstling am Fenster."

    Flüsterte ihr eine der Matronen ins Ohr und Redsonja verstand noch weniger, nickte allerdings.

    "Wir kümmern uns darum."

    Versicherte ihr die Dame. Dann winkte sie eines der jüngeren Mädchen zu sich. Diese verschwand und kam, just als Redsonja fertig angezogen war mit Gorr zurück.

    "Das ist er und er ist sogar freiwillig gefolgt."


    Nun war es an Redsonja zu lachen.

    "Der? Niemals würde er nur einen Blick auf mich werfen wollen." Sie konnte sich kaum einkriegen. "Haha neinein, der macht andere Sachen, aber bestimmt nicht mir nachstellen."

    Davon war sie felsenfest überzeugt. Die Damen, allerdings etwas weniger. Eine von ihnen erhob einen Spiegel und meinte dann.

    "Also wie du vorher ausgesehen hast bestimmt, aber so, gar nicht so schlecht oder?"

    Nun war es an Redsonja zu staunen. Sie erkannte sich selber nicht wieder. Sie näherte sich dem Spiegel, blickte hinein, zupfte an ihren Haaren, ging etwas näher. Versuchte ein Lächeln. War sie das? Es war gewöhnungsbedürftig. Als Kind hatte sie sich so gekleidet, aber das war lange her, dennoch irgendwie war die Erinnerung da. Ihre Postur änderte sich. Ihre Bewegungen ebenfalls. Sie drehte sich einmal. Und das machte die wirkliche Veränderung aus. So würde sie die Stadtwache tatsächlich nicht wieder erkennen.

    "Vielleicht solltet ihr dasselbe mit Gorr machen." Schlug sie mit zuckersüssem Lächeln und einem Augenaufschlag vor.

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    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Das Reiten bereitete Viraya schon lange keine Schmerzen mehr. Sie hatte sich daran gewöhnt. Dennoch war sie müde und ausgezehrt. So sehr, dass sie der Umwelt kaum Beachtung schenkte. Allerdings gab es an jenem Tag so einen schönen Sonnenuntergang, den selbst sie nicht widerstehen konnte. Die Wolken am Himmel bildeten ein blutrot gefärbtes Meer. Sie blickte in die Ferne, sog die kalte, klare Luft ein und lächelte ganz fein. Auch die anderen beiden schienen den Anblick zu geniessen.
    Dann wirkte Castor plötzlich unruhig. Er musste etwas entdeckt haben. Ein verrammelter Eingang zu einer Höhle. Ein schweres Schloss hing daran. Castor schaute etwas ratlos, dann kickte er gegen die Bretter, prüfend nicht unkontrolliert. Nichts bewegte sich. Es war massiv.
    Viraya zog ein gebogenes Stück Metall aus ihrer Tasche und meinte, dass er sie mal versuchen lassen soll. Geduldig setzte sie den improvisierten Dietrich an. Sie fühlte einen der Mechanismen, tastete das Ganze Innenleben des Schlosses ab.

    "Kann noch ein Weilchen dauern."

    Gab sie den anderen zu bedenken, sodass diese sich entschieden einen Lagerplatz zu suchen und das Abendessen vorzubereiten. Medin kümmerte sich um die Pferde. Castor machte sich auf zur Jagt. Sie hatten eine Herde Gämsen gekreuzt und er erhoffte sich endlich etwas nahrhafteres zwischen die Zähne zu bekommen. Und Viraya stocherte in dem Schloss herum. Sie hatte einen Teil des Mechanismus erkannt und versuchte einen der Stifte zu bewegen. Langsam gab der Widerstand nach, der Stift liess sich hinein drücken, aber nichts geschah. Sie suchte einen zweiten Metallstift und fühlte nun mit beiden im Schloss herum. Immer wieder traf sie etwas, doch als gesamtes bewegte sich nichts. Ihre Hände wurden ungelenkiger und steifer von der Kälte und Anstrengung und immer wieder glaubte sie kurz vor dem Ziel zu sein, aber am Schluss, bewegte sich doch nichts. Irgendwann rief Castor zum Abendessen. Er hatte während den erfolglosen Versuchen von Viraya tatsächlich eine Gämse erlegt, diese mit Medin zusammen zerlegt und gebraten. Es roch herrlich und ein paar Kräuter waren auch darauf. Virayas Magen frohlockte. Man musste sie nicht zweimal bitten ihre Versuche aufzugeben. Biss sie in das zarte Fleisch und sie merkte wie hungrig sie war. Die anderen beiden ebenso, denn es war ganz still. Erst nach einiger Zeit durchbrach sie die Stille.

    "Ich schaffe es nicht. Der Mechanismus ist unglaublich kompliziert. Ich frage mich sogar, ob er Magisch verstärkt ist." Sprach sie und biss erneut zu. "Was erwarten wir in der Höhle? Können wir es vielleicht mit Feuer versuchen oder hat jemand von euch noch eine andere Idee?"

  3. Beiträge anzeigen #343 Zitieren
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Das Essen war köstlich, das musste Medin neidlos anerkennen. Als er das erste Mal in das frisch gebratene, noch mit Fett triefende Fleisch der Gams gebissen hatte, war ihm erst klar geworden, mit welchen Entbehrungen er in den letzten Wochen gelebt hatte. Nichts was er nicht gewohnt war, aber die Abwechslung war sehr willkommen. Und die Kulisse des Hochgebirges mochte in diesem Moment am wärmenden Lagerfeuer den Eindruck erwecken, dass sie einfach auf einer abenteuerlichen Bergreise waren. Ein unschuldiger, vollkommen aus der Zeit gefallener Gedanke. Aber der zweite Bissen schmeckte ebenso gut wie der erste.

    "Das würde ich auch gerne wissen", pflichtete er Viraya bei, als er gerade so runter gekaut hatte. "Wir sind hier ganz schön weit oben und die Pfade, die wir gesucht und gefunden haben, waren keine Handelswege. Und dann stehen wir auf einmal an einem Stolleneingang unweit der Baumgrenze."

    Castor versuchte nicht von seiner Mahlzeit aufzusehen. Er war sichtlich zufrieden mit seinem Jagdglück gewesen, aber die Fragen der beiden anderen schienen ihm nun etwas die Stimmung zu vermiesen.

    "Ihr seid jetzt Söldner", bemerkte er. "Aber für's Fragen stellen werdet ihr nicht entlohnt." Das vermieste Medin nun die Stimmung. Er nahm es nicht persönlich, aber er hatte auch keine Lust mehr auf diese Adelsmarotten. Nicht nach allem, was sie bisher durchgemacht hatten.

    "Wir haben einen Vertrag unterzeichnet, aber wir sind keine Söldner", entgegnete er. "Wir sind eure Lebensversicherung. Außerdem wolltet ihr eure Informationen mit uns teilen, also könntet ihr durchaus demonstrieren, dass ihr das Prinzip verstanden habt. Also", er holte kurz Luft, "warum gibt es hier oben so einen gut gesicherten Stollen, dass selbst sie an dem Schloss verzweifelt?" Er nickte zu Viraya.

    Castor kaute eine Weile schweigend weiter.

    "Silbermine", antwortete er dann schließlich. "Mit eigener Schmelze und Prägung. Ihr könnt euch vorstellen, dass eine Prägerei an so einem Ort wohl kein Münzprivileg hat. Warum es sie hier gibt und warum ich das weiß, gehört aber zu den Informationen, die ich nichts angehen. Ohne das Wissen seid ihr ohnehin besser dran, glaubt mir."

    Medin nickte. "Dann will ich euch glauben. Und wie kommen wir hinein?"

    "Es gibt meines Wissens nur den einen Eingang und es dürfte eigentlich nicht magisch verstärkt sein. Wenn ihr es nicht knacken könnt, sollten wir morgen versuchen, es aufzubrechen oder wir versuchen es mit Feuer."

    Aber heute war es zu spät dafür. Das letzte Licht der bereits untergegangenen Sonne war geschwunden und im Schein des niederbrennenden Feuers verkrochen sich alle drei in ihre Decken. Es tat gut, mit gewärmtem Magen sich schlafen zu legen und als er die Augen schloss hatte er das Gefühl, dass es eine gute Nacht werden würde. Er lag falsch. Von tiefer Unruhe erfasst erwachte er immer wieder halb aus dem Schlaf, ohne richtig zu Bewusstsein zu kommen. Als ob eine Stimme nach ihm rief, er ihre Worte aber nicht verstehen konnte. Mal klang es wie eine Warnung, mal wie eine Drohung. Die Wärme schwand schnell aus seinem Inneren und er spürte durch jede Schicht von Decke und Kleidung die eisige Kälte der Bergnacht dringen. Hier und da schnaubten die Pferde, während er sich immer wieder hin und her wand, und ein konturloser Albtraum dem nächsten folgte.

    Dann erwachte er auf einmal, die Augen weit geöffnet. Etwas Schweiß stand ihm auf der Stirn und er versuchte auszumachen, was ihn geweckt hatte. Ein Geräusch? Das Rauschen des Bergwindes? Das Scharren eines der Pferde? Er hob den Kopf leicht. Die Glut in ihrem Feuer war erloschen und die Umgebung war in bleiches, schwaches Mondlicht, das kaum durch die Wolken durchdrang, getaucht. Die anderen beiden schienen noch zu schlafen. Und dann wanderte sein Blick zum Stolleneingang. Die Bretter waren immer noch verrammelt, das Schloss schien noch dort zu sein, wo es vorher war. Und trotzdem schien ihm, dass sich etwas verändert hatte. Er konnte nur nicht greifen, was es war.

    Behutsam und leise kroch er aus seiner Decke hervor und schlang sie wie einen engen Mantel um sich. Er prüfte, ob sein Schwert noch in Reichweite war und bemerkte dabei, wie sehr er seine geweihte Klinge vermisste. Ohne sie fühlte er sich schutzloser und verletzlicher. Sein Blick ging zur Feuerstelle, in der sich die letzten Glutfünkchen tapfer gegen das erkalten wehrten. Leise, um die anderen nicht zu wecken, kroch er näher und machte sich daran, das Feuer wieder etwas zu entfachen. Nur ein wenig, nicht zu hell, aber er hatte das Gefühl, dass er es nicht ausgehen lassen sollte.

    Als schließlich wieder ein paar kleine Flämmchen aufflackerten, kniete er sich davor und schloss die Augen. Nicht um zu schlafen, sondern um zu beten. Schlafen konnte er jetzt ohnehin nicht mehr.

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    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Viraya wirkte äusserlich ruhig, aber ihre Träume waren alles andere als das. Sie träumte von einem Schloss. Es hatte viele Windungen und wann auch immer sie die richtige Stelle zum Drücken gefunden hatte, veränderte sich der Mechanismus wieder. Sie gab aber nicht auf. Wieder und wieder versuchte sie es. Erst mit dem Dietrich, dann auch mit ihren Fingern. Das Schloss nahm ihre Fingerspitzen auf. Sie drückten erst hinein und dann wurden sie langsam hinein gesogen. Sie bemerkte es erst, als die Finger bis zum ersten Gelenk vom Schloss aufgefressen waren. Es schmerzte nicht. Kein Blut, aber stetig, mit jeder Mutation des Schlosses wurden ihre Finger weiter hinein gesogen, bis die Handfläche erreicht war. Dann ging es an die Hand, das Handgelenk, der Arm. Sie versuchte verzweifelt dagegen zu halten, doch ihr Arm wurde langsam verschlungen. Nun drohte das Schultergelenk aufgesogen zu werden und Viraya hatte das ungute Gefühl, in einem entfernten Winkel ihres Kopfes, dass falls sie sich dem im Traum nicht stellen konnte, dies auch in der realen Welt Konsequenzen haben wurde.

    Mit aller Kraft stellte sie sich also dagegen. Die Stimme eines Gebets dran zu ihr durch. Es verlangsamte das Verschlingen ihrer Gliedmasse, vermochte es aber nicht zum Stillstand zu bringen, geschweige denn war es stark genug, dass sie Ihren Arm zurückholen konnte. Sie wollte aufwachen, hämmerte gegen die Wand, die sie umgab, wie ein kleines Kind mit beiden Fäusten, wie sie es sich vorstellte, doch dann merkte sie, dass da gar keine Fäuste waren und sie dem Traum nicht entkam, sie die Augen nicht öffnen konnte.

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Das Gebet war schon eine Weile beendet und Medin fühlte sich ein bisschen ruhiger, ein bisschen ausgeglichener. Aber von Müdigkeit war nichts mehr zu spüren, also hatte er begonnen, ein paar zusätzliche Fackeln zu basteln, indem er einige Latschenkieferäste mit altem Stoff umwickelte. Doch unwillkürlich schnaubte auf einmal Virayas Pferd, und das stärker als sonst.

    Der Paladin blickte auf. In der Umgebung war nichts neues zu entdecken. Wilde Tiere? Dann wären die Pferde wahrscheinlich noch unruhiger. Dann fiel sein Blick zu seinen beiden schlafenden Begleitern. Im schwachen Mondlicht wirkten ihre Gesichter unnatürlich bleib. Die Wangen wirkten durch den Schattenwurf eingefallen. Fast sahen sie aus wie aufgebahrte Tote in einer Gruft, bis Medin ihre Atmung ausmachen konnte. Auf Castors Stirn stand ebenfalls etwas schweiß, aber er atmete langsam und ruhig. Doch bei Viraya fiel ihm auf, dass sich etwas veränderte. Ihre Brust hebte und senkte sich immer schneller und ein leises Schnaufen schien durch ihre Nase zu dringen. Leicht zuckte ihr Kopf ein kleines bisschen zur Seite, während der Atem immer schneller wurde. Etwas stimmte mit ihr nicht. Einen Augenblick zögerte Medin, dann kroch er zu ihr, fasste ihre Schulter und rüttelte leicht.

    "Viraya", raunte er, damit Castor es am besten nicht hörte, "wach auf!"

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    Ehrengarde Avatar von Gorr
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Jetzt war der Schmied völlig verwirrt. "Ich..", begann er zu stammeln. "Ich dachte du wirst hier bis auf's Blut gefoltert?!" Sein Kopf war immer noch knallrot wie die Kehrseite eines Scavenger-Weibchens zur Brunft. Er schwitzte. Die ganze Situation war ihm sichtlich unangenehm. Obwohl er hätte erleichtert sein sollen.
    "Verdammt noch eins, du hast geschrien wie am Spieß!"

    "Und das wirst du auch tun", lachte eine der matronenhaften Kokotten und rieb sich spitzbübisch ihre feisten Finger.
    "Kein Spanner kommt hier UNGESCHOREN davon."
    Gorr wurde von hinten von zwei weiteren kräftigen Armen gepackt. Ein starke Umklammerung war das, selbst für den Schmied. Man hätte meinen können, dass er von einem Mann erfasst worden war, aber der zarte Duft nach Rosenwasser und Lavendel Parfum betrog diese Annahme. Das hinter ihm war ein ganz anderes Geschoss.
    Der Wachskessel wurde erneut erhitzt.

    Gorr wagte kaum, Redsonja in die Augen zu blicken, nach dem, was er zuvor alles gesehen hatte. Doch er musste. Und seine Augen flehten still: Hilfe!

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    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Redsonja genoss den Moment sichtlich. Zumindest zu Beginn, dann wurden Gorrs Augen so gross und es war ernsthafte Verzweiflung darin zu sehen. Sie erinnerte sich an Ragnar. Wenn er etwas ausgefressen hatte und wusste, dass er jetzt wahrscheinlich zu Recht dafür bestraft wurde.

    "Ich glaube es reicht wenn wir ihn neu kleiden und seinen Bart etwas stutzen. Er sollte nur nicht wieder erkannt werden."

    Wandte sie dann ein und schaute die Damen erwartungsvoll an.

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    Veteran Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline

    Schwefelmine 'Beliars Hauch', nordöstliches Herzogtum Gorthar

    „Sie trug mir auf, dich zu töten.“
    Auf dem Weg zur Mitte des Talkessels, in dem der Mineneingang sowie die Ansammlung von Hütten lagen, blieb Kiyan stehen. Heric war einige Schritte voraus stehen geblieben und wandte sich nicht um. Seine Haltung war steif, fast wie die eines Menschen, der gerade dabei erwischt wird, wie er etwas verheimlicht. Der Gortharer schluckte, machte einen Schritt, wollte die Hand ausstrecken, rührte sich dann aber dennoch nicht weiter.
    „Ich weiß.“, sagte der Jugendliche mit gefährlicher Ruhe, „Ihr sagtet es mir, Meister.“
    „Habe ich …“, dem Wächter versagte die Stimme, „… ich ...“
    „Glück“, Heric achtete nicht im Ansatz auf die kläglichen Versuche Kiyans, erzählte einfach. „Ich hatte einfach Glück. Vielleicht ging die magische Kraft der Hexe zur Neige, vielleicht wart Ihr nicht völlig unter ihrem Bann oder … ich hatte schlicht Glück.“ Ein Schulterzucken. „Wie ich bereits sagte, Meister, schlug ich Euch nieder.“
    Endlich wandte er sich um und der Blick, den er dem Wächter zuwarf, war getränkt von Misstrauen und Enttäuschung. Eine Mischung, die Kiyan einen Stich versetzte. Er öffnete den Mund, suchte nach Worten, schloss ihn wieder und blickte leer zu Boden.
    „Können wir nun weiter?“, drängte der Bursche und deutete ungeduldig voran.
    „Ja“, brachte sein Lehrmeister fast tonlos hervor.

    Schweigend setzten die beiden den Weg fort. Rauch hing nach wie vor in der Luft. Er mischte sich mit dem Nebel, der über den Rand des Kessels quoll, und erzeugte so eine fast schon unheimlich stille Szenerie. Kiyan war, als würden Gestalten durch den Nebel wanken. Hörte er Schluchzen? Wehklagen in der Sprache des Schlangenvolkes, langgezogene und von Trauer vereinnahmte Töne. Er wollte nicht dran denken, nicht ein bisschen. Es war nicht die ganz vor den Rasenden, die ihn beten ließ, keiner Menschenseele zu begegnen, sondern die Angst davor, anklagende Blicke und die endlos tiefe Trauer von Leidenden zu ernten.
    Im Innern wusste Kiyan – Bann hin oder her – das Blut an seinen Händen klebte.

    Kraftlos fiel der Leib zu Boden. Der Rasende war zur Ruhe gekommen. Die Hände des Wächters hatten dafür gesorgt. Das Leben hatte er dem Verfluchten schlicht aus dem Körper gepresst, ganz so, wie er der Hexe versprochen hatte, dies auch Heric angedeihen zu lassen. Der klitzekleine, freie Teil seines Geistes bordete fast über vor Hass. Nicht auf die Hexe, sondern sich selbst. Die Schwäche des Geistes, die der Knochenhexe Tür und Tor geöffnet hatte.
    „Sehr gut, mein Hund“, lobte der Quell allen Übels. „Das hast du ausgezeichnet gemacht. Für eine körperlich so schwache Rasse besitzt ihr morras überraschend viel Macht. Euer Zorn, in die richtige Bahn gelenkt, kontrolliert wie eine Waffe …“ Sie brach kopfschüttelnd ab. „Nun sag mir, morra, wo wir hier sind. Ich kenne dieses Land nicht, obwohl … ich das Gefühl habe, bereits an diesen Gestaden gewesen zu sein. Wenn auch … kurz.“
    Kiyan machte sich nicht die Mühe, sich das Blut von den Händen zu wischen. Er schritt zu der Meisterin hin, legte sich ihr zu Füßen. Diese lachte, streckte sich und platzierte ihre nackten, bleichen Beine auf seinem Rücken.
    „Gorthar“, sprach er atemlos, „Ein Kontinent nahe Khorinis. An der Uniform der Wärter erkenne ich, dass wir nicht weit von der Hauptstadt des Herzogtums entfernt sind.“
    Gorthar“, wiederholte sie und für einen Moment wunderte sich ein Teil von Kiyans Gedankenwelt, wie seltsam die Frau den Namen artikulierte. „Weit östlich meiner Heimat“
    Fast schien es ihm, als hätte die Hexe mehr zu sich gesprochen als zu ihm. Sie blickte ins Leere, bewegte den Mund wie im lautlosen Gespräch.
    „Nein, es ist meine Heimat … oder …“ Ein energisches Kopfschütteln, Zuckungen in der Mimik. Ihre großen, gelben Augen weiteten und verengten sich abwechselnd. „Nein, nein, nein, elende morra. Meine Heimat ist das Nordland!“
    „Meisterin“, Kiyans Worte kamen voll Sorge aus seinem Mund, „Ist alles gut?“
    „Ja, morra!“, herrschte sie ihn an, hob ein Bein und ließ es heftig auf seinen Rücken niederfahren. „Ich bin nur etwas müde. Das Werk des Schöpfers fordert Kraft.“
    „Sehr wohl, grash-varrag“, ächzte der Wächter unterwürfig.
    „Gut“, die Hexe nickte mehrmals, „Ich ruhe mich nun aus. Und du, Hund, suchst den Welpen. Bringe ihn zu mir. Und dann, tötest du ihn. Langsam, qualvoll. Das wird dich endgültig brechen, du renitentes Biest.“ Sie beugte sich vor, bleckte die Zähne. Als der Wächter aufschaute, war ihm, als hätte sich das Gebiss der Hexe verändert. Die Zähne schärfer, auch die Anzahl wirkte verändert. Irgendwo in seinem Geiste kam ihm endlich der Vergleich, der ihm schon bei den Augen und den fremden Worten durch den Kopf gegangen waren.
    Ork …
    Ein kaltes, bestialisches Lächeln. „Ganz genau, morra“, sprach sie leise, „Es überrascht mich, dass du so lange dafür gebraucht hast. Aber nun, deine Heimat kennt mein Volk nicht so wie deine Artgenossen in Myrtana.“ Sie lachte ihn aus. „Aber wenn dem Schöpfer der Weg bereitet wird, werden sie uns kennenlernen. Denn Er hat uns alle Länder der morras versprochen, Herrschaft über alles Leben auf dem Land, im Wasser und in der Luft.“
    Sie beugte sich vor, griff nach ihm. Ihre Hände hatten sich verformt, die Fingernägel ähnelten nunmehr Krallen. „Du darfst dich glücklich schätzen, morra, dass du einem Seiner Propheten dienst. Das erhebt dich ein Stück über deine restliche, widerliche Rasse.“
    Geändert von Kiyan (11.02.2024 um 19:11 Uhr)

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    Veteran Avatar von Kiyan
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    Kiyan ist offline

    Schwefelmine 'Beliars Hauch', nordöstliches Herzogtum Gorthar

    In Gedanken war Kiyan noch immer bei seiner Suche nach Heric.
    Ich vermisse Tooshoo. Ich vermisse den Sumpf. Götter, mir fehlen die Leute und das Leben dort.

    Der fremdgesteuerte Teil seines Geistes, der wie eine Marionette dem Willen der Puppenspielerin folgte, bewegte den Körper unnachgiebig voran. Wie ein pirschender Jäger bewegte er sich durch Nebel und Rauch, blieb stehen, kniete sich hin, untersuchte Spuren. Der übrig gebliebene Rest freien Willens war dennoch beeindruckt von der Effizienz, mit der sein Körper sich ohne sein Zutun bewegte, fehlerfrei funktionierend wie ein Gortharisches Uhrwerk. War das sein Unterbewusstsein, waren das die Instinkte des Jägers, die unter dutzenden Schichten Zivilisation verborgen lagen?
    Und doch bete ich, dass ich scheitere. Dass Heric genug Verstand besitzt und geflohen ist um Hilfe zu holen. Alles andere bedeutet unseren sicheren Tod.
    An einer Stelle blieb Kiyans Körper stehen, beugte sich herab und untersuchte den übel zugerichteten Leichnam eines Wärters. Seine Hände griffen nach einer Tasche, die er am Gürtel hängen hatte. Es war die Munitionstasche eines Armbrustschützen. Der Wächter spürte, wie der Teil seines Verstandes, der an den Fäden der Hexe hing, fieberhaft versuchte, die leere Tasche mit seiner Beute in Verbindung zu bringen.
    Götter, die Hexe kennt ihn nicht. Sie weiß nicht, dass er ein exzellenter …
    Ihm war, als würde sein Kopf bersten, als er das Gefühl hatte, das schwarze, schmierige Fühler durch seinen Geist schlängelten, als würden sie die Antwort auf die Frage suchen. Der Gortharer brachte alle Willenskraft auf, die er besaß, um die Information so tief zu vergraben, dass sie genauso gut hinter einer Tür aus magischem Erz ohne Schloss versteckt sein könnte. Nach einigen Augenblicken hörte das Ringen auf, Kiyans Körper erhob sich wieder und ging weiter auf die Jagd, während der freie Wille still jubelte und zugleich den närrischen Burschen verfluchte. Die Marionette suchte weiter, folgte Spuren und je weiter sie sich von der Hexe entfernte, vor allem außer Sicht, spürte Kiyan, dass die Kontrolle ein wenig nachließ, als hätte sie nur eine unterbesetzte Nachtwache in seinem Kopf zurückgelassen.
    Das muss ich nutzen. Sicht. Köder. Beute.
    An einem weiteren Leichnam blieb er stehen. Es war einer der jungen Schlangenvölkler, einer von denen, die in Herics Alter waren. Sein Körper war vom Feuer entstellt, fast vollständig verbrannt, aber Statur und Größe passten zu Herics schlaksiger Figur.
    Heric. Das ist er. Götter, wieso, wieso, wieso, wieso?!
    Der freie Wille wehklagte und schrie, trauerte und wütete. Die Marionette verspürte dies. Die Lippen bekamen einen enttäuschten Zug. „Der Welpe ist zu nah ans Feuer gegangen“, knurrte sie und lachte dann, ehe die Puppe zurück zu ihrer Fädenzieherin schritt.

    Dort angekommen, kniete sich Kiyan hin und drückte erneut die Stirn in den Staub.
    „Große Herrin“, sprach er, „grash-varrag. Bedauerlicherweise ist der Welpe verbrannt. Ich …“
    „Bring mich zum Leichnam“, die rothaarige Hexe sprang auf. In den gelben Augen blitzte Triumph. „Selbst mit seinem verbrannten Kadaver vermag ich noch Stoffe für meine Rituale zu sammeln. Los, Hund!“
    Als sich Kiyan erhob, schloss sie blitzschnell die Finger um seine Kehle, drückte zu. „Und glaube ja nicht, dass ich nicht noch eine Möglichkeit finde, deinen Widerstand zu brechen.“
    Sie stieß ihn von sich, dass er stolperte. Dabei stand sie selbst nicht derart sicher da, wie sie den Anschein zu machen versuchte. Kiyan verneigte sich unterwürfig und marschierte dann los.
    Folge mir nur, Monster …
    Geändert von Kiyan (14.02.2024 um 03:12 Uhr)

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    Veteran Avatar von Kiyan
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    Kiyan ist offline

    Schwefelmine 'Beliars Hauch', nordöstliches Herzogtum Gorthar

    Das Lächeln auf den Lippen der Hexe hatte nichts Menschliches an sich. Es war mehr ein Blecken der Zähne, wie bei einem Primaten, der scharfe, lange Fangzähne zeigte. Nur dass der Primat drohte, während dieses … Wesen in der Hexe voller Genugtuung lachte.
    „Dank gebührt dir dafür nicht, Hund“, die Hexe sah ihn an und schüttelte dann tadelnd den Kopf. „Du hast mich nur wie ein Köter zur Beute geführt, vielmehr nicht.“
    Kiyan stand unterwürfig da, den Kopf eingezogen. Aus dem Nichts holte die Hexe aus und schlug dem Wächter kräftig ins Gesicht, dass er wankte und in die Knie ging.
    „Danke, Herrin“, sprach sein Körper mechanisch und richtete sich wieder auf. Der nächste Schlag, der ihn wieder niederzwang. Es war ein makabres Schauspiel. Aufstehen, Schlagen, Aufstehen, Schlagen. Ein Kreislauf, den die Hexe kontrollierte. Erst als sie – zur Verblüffung des unkontrollierten Willens in Kiyans Verstand – schwer atmend dastand, ließ sie von ihm ab. Sein Körper erhob sich erneut, neigte den Kopf.
    „Danke, Herrin. Verzeiht, Herrin.“
    Ungeduldig mit der klauenartigen Hand wedelnd, scheuchte sie ihn weiter. Während sie ihm folgte, beobachtete Kiyan aus den Augen seines fremdgesteuerten Körpers die Gegend, suchte Anzeichen nach Verstecken, in denen sich ein geübter Schütze niederlassen würde, um sein Ziel treffen zu können. Wo er den Vorteil besitzt, in Ruhe das Opfer ins Visier nehmen kann und das Überraschungsmoment auf seiner Seite hat.
    „Nun, wo ist der Kadaver deines Welpen?“
    Kiyan deutete mechanisch in Richtung des Toten, am Rande des Gerümpels einer Hütte liegend. Das Gebäude war in der Raserei von der Menge gründlich zerlegt worden. Zuvor hatte es sich wohl um ein Lager für Schwefel gehandelt, zumindest wenn man den intakten Säcken und Fässern glauben konnte, die in den Trümmern lagen und standen. Über allem lag der schmierig-gelbliche Film des Rohstoffes, der Beliars Hauch so wertvoll machte. Achtlos hob die Knochenhexe eine ihre prankenartigen Hände, ließ einen Stuhl, der das Chaos überstanden hatte, in die Luft schweben, sich drehen und wieder auf den Boden stellen. Wenige Schritte entfernt lag der verbrannte Tote. Barsch lachte die Hexe.
    „Wie fühlt sich das an, Hund?“, fragte sie. „Deinen Welpen so zu sehen? Ihr morras … habt den Wert des Todes nie verstanden. Entweder betrachtet ihr ihn als Feind oder Jäger, gegen den man kämpfen oder davonlaufen muss, ohne dass ihr die Sinnlosigkeit von beidem erahnt.“
    Sie sah ihn offen an. Ja, dachte der freie Wille leise, die Augen eines Orks. Es kann nicht anders sein.
    „Mein Volk jedoch verehrt den Tod. Im Namen des Schöpfers zu sterben, ist die größte Ehre, die es gibt. An Seine Seite zurückzukehren, wissend, dass man Sein großes Werk vollbracht hat … Der jüngste Welpen und der älteste orak, beide würden dir die gleiche Antwort geben: Für den Schöpfer sterbe ich mit Freuden!“
    „Ja, Herrin“, antwortete Kiyan an den Fäden. Sie nickte mehrmals, sah dann nochmal auf die Leiche hinab.
    „Du wirst eine Axt oder ähnliches brauchen, um die Gliedmaßen abzuschlagen. Ich benötige vor allem die Knochen, also gehe dabei vorsichtig zu Werke und nicht wie ein Schlachter, verstanden?“
    „Natürlich, Herrin.“
    „Dann an die Arbeit, Hund“, - die Knochenhexe spuckte aus – „Ich will so bald wie möglich fort von hier!“

    Kaum dass die Hexe ihren Wunsch ausgesprochen hatte, schien es Kiyan, als würde sich die Welt plötzlich langsamer drehen. Ein flackernder Schemen schoss an ihm vorbei, nicht sehr groß aber schnell, und traf mit einem dumpfen Geräusch eines der Fässer, die in den Trümmern standen. Ein zweiter Schemen pfiff heran, ebenfalls flackernd, und traf die überrascht aufschreiende Knochenhexe rechts in den Brustkasten. Der Schwung warf sie vom Stuhl und ließ sie in den Trümmern niedergehen.
    Dem Wächter war einen Augenblick lang so, als hätte sich die Leine um seinen Hals, die Fäden an seinen Gliedern, gelöst. Lange genug, um realisieren zu können, dass das Flackern keine Einbildung gewesen war.
    Der Bursche hat die verdammten Bolzen irgendwie angezündet!
    Und in diesem Moment entschied sich das Schwefellager – unfreiwillig – in Brand zu geraten. Mächtig sogar. So sehr, dass es einen Knall tat. Und das Nächste, was Kiyans Augen sahen, war nichts. Finsternis. Die wunderbare Umarmung der Ohnmacht.

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Schwefelmine 'Beliars Hauch', nordöstliches Herzogtum Gorthar

    Schlagartig kam Kiyan zu sich. Das Lösen der Fäden der Puppenspielerin hatte ihn geweckt wie der Schlag eines Hammers auf einer gigantischen Glocke in seinem Geist. Schmerzimpulse schossen durch sein Hirn, während er die Augen aufriss, um sich am Boden liegend wieder zu finden. Krampfhaft atmete er ein und aus, ehe er das bisschen Essen der letzten Tage erbrach. Ihm war, als verspürte er eine Leere. Eine tiefe Leere, bodenlos wie der Abyss.
    Als sein Verstand realisierte, wo er sich befand, was geschehen war, schrie er auf. Er rappelte sich auf, erhob sich und wankte zu den Trümmern des Gebäudes, die fast nicht mehr vorhanden waren. Die Explosion, die dem brennenden Schwefel (und wussten die Götter, welchen Stoffen noch) gefolgt war, hatte mehr oder weniger dafür gesorgt, dass selbst von den Überresten nicht mehr viel vorhanden war. Die verbrannte Leiche des Jüngers von Slaassik gab es nicht mehr.
    Verzeih mir, dass ich dich als Köder genutzt habe, dachte der freie Wille Kiyans, der vorsichtig die Tür zum Rest seines Verstandes öffnete. Gähnende Leere, wo zuvor die Herrschaft der Knochenhexe gewesen war.
    Da erblickte er sie. Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er an ihre Seite wankte. Ihr Leib war entstellt. Ihr rechter Arm war zerfetzt, der linke sah ebenfalls nicht viel besser aus, gleichwohl dort die klauenartige Hand noch intakt war. Ihre Beine waren fort. Das einst blutrote, seidige Haar verschwunden, auf dem Kopf, der von Brandwunden übersät war, fanden sich nur noch ein paar rötliche Stoppeln. Göttliche Gerechtigkeit hatte dafür gesorgt, dass ihr rechtes Auge verschwunden war.
    Sie atmete nicht mehr, reagierte nicht, als der Hund an ihrer Leine neben ihrem Leichnam auf die Knie fiel. Er weinte ungehemmt, wehklagte, schüttelte sie, bat sie aufzuwachen. Jemand rief nach Hilfe und erst da wurde ihm klar, was er tat. Kiyan zuckte zurück, als hätte ihn jemand geschlagen.
    „Götter, was mache ich hier …“, stammelte er und wollte auf Knien zurückweichen, als plötzlich die Klaue vorschoss und nach seinem linken Arm griff. Mit einer Anstrengung, die ein Mensch in ihrem Zustand nicht mehr zu leisen imstande wäre, zog sie sich hoch, schaffte es ihr Gesicht an seines zu bringen. Diese entstellte Visage, die nur noch wenig Menschliches besaß. Das große, gelbe Auge, welches aufgrund von geplatzten Gefäßen blutrot gesprenkelt war. Der Mund, der Zähne zeigte, die nie in eines Menschen Gebiss gehörten.
    „Du glaubst es endet hier?“, die Stimme war nun nicht mehr die der Frau, die warme Altstimme. Es war das gutturale Knurren eines Orks, der bellende Ton dieser Rasse. „Hältst du mich für bezwungen, weil ihr mich aufs Kreuz gelegt habt?“
    Die Kreatur lachte, spuckte dabei einen Schwall rötlich-schwarzen Blutes. Ein letztes Mal begann das Wesen einen tiefen, kehligen Singsang und die Stelle, an der die Pranke lag, fühlte sich plötzlich an, als hätte jemand dort ein weißglühendes Eisen aufgelegt. Der Wächter wollte zurückspringen, aber das Wesen im Kadaver der Hexe war zu stark. Kiyan schrie auf, als er spürte, dass sich etwas bewegte. Dass die Berührung etwas in ihn eingepflanzt hatte. Einen Schmarotzer.
    Plötzlich lockerte sich der Griff der Pranke, als ein Bolzen aus nächster Nähe den Horror beendet. Schwer atmend kam Heric in sein Sichtfeld, trat zu der Leiche, der ein Bolzenschaft aus der Stirn ragte wie ein Mahnmal.
    „Bei Adanos“, der Junge atmete aus, „endlich.“
    Als er sich Kiyan zuwandte, legte sich ein roter Schleier über dessen Augen. Er sprang hoch, die Fäuste geballt. „Du hast sie getötet!“, zischte er, „Du hast die Herrin ermordet, du dreckiger Welpe! Ich werde dir mit diesen Händen die Gurgel zerquetschen und jeden einzelnen Knochen in deinem Körper zermahlen, du räudiger Köter!“
    Aber bevor Kiyan auch nur eine Drohung in die Tat umsetzen konnte, sah er das Schulterstück der Armbrust auf sich zurasen. Im Stillen dankte sein – freier? – Wille dem Burschen für diese Handlung. Obgleich ein Bolzen zwischen seine Augen ein gnädigeres Geschenk gewesen wäre.
    Als das Holz seine Schläfe traf, umhüllte Finsternis Kiyan ein weiteres Mal.

    Später, viel später, nachdem Heric Kiyan in Sicherheit gebracht hatte und er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war, nachdem die Worte des Burschen und die Erinnerungen seines eigenen Verstandes die Teile des Rätsels zusammengefügt hatten, standen die beiden Angehörigen des Waldvolkes da.
    Leer blickte er auf den Leichnam herab. Irgendwo in der Tiefe seines Geistes (und womöglich auch seines Körpers) wand sich etwas bei dem Anblick. Einen Augenblick wollte der Wächter wieder Tränen vergießen. Er atmete schwer aus, fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, vermengte Schweiß und Schmutz.
    „Wir brechen auf“, sagte er leise, „Vorher schauen wir, ob es noch Ausrüstung gibt, die das Chaos überstanden hat. Kleidung, Waffen, Proviant. Dann geht’s nach Gorthar.“
    Der Bursche sah ihn an. „Diejenigen aufspüren, die uns hier hereingebracht haben?“, fragte er, für Kiyans Geschmack zu hoffnungsvoll.
    Der Wächter ließ die Schultern hängen. „Nein, Junge, wir gehen nach Hause. Die Rache kann noch warten. Wenn ich Barenzia und seinen Auftraggebern den Tod bringe, macht das meinen Bruder und Jakob auch nicht wieder lebendig.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich will einfach nach Hause.“

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Gorthar

    „Was seid ihr für Herumtreiber?“ Der Torwächter in den Farben der herzoglichen Stadtwache trat Kiyan und Heric in den Weg, dirigierte sie geschickt an den Rand der gepflasterten Straße, hin zu zwei Kameraden, die mit Hellebarden bewaffnet waren. „Na los, macht’s Maul auf und redet schnell.“
    Heric setzte schon zu einer heftigen Erwiderung an, die der Wächter aus dem Waldvolk jedoch durch das Auflegen seiner Hand auf der Schulter des Burschen unterband. Wütend knurrte dieser und wandte das Gesicht ab. Lange hatten sie auf dem Weg zurück ins Herzogtum gestritten, wie ihr Vorgehen sein würde, sobald sie die Tore Gorthars erreichten. Heric war für Lügengebilde, den Raub von besserer Kleidung gewesen. Wir geben uns als Händler aus, Ihr wart doch mal Kaufmann.
    Kiyan hingegen war für die Wahrheit gewesen. Die Gegend um Halvung war für jeden Einheimischen als nahezu gesetzloser Ort bekannt. Das Hafendorf nahe der Mine wurde von einer üblen Miliz beherrscht, der gewählte Bürgermeister war nur eine Strohpuppe, um gegenüber dem Rat von Gorthar gute Miene zu zeigen. Beliars Hauch war eine sogenannte freie Mine gewesen, keinem Kaufherren oder Adeligen des Herzogtums zugehörig. Gerüchte über Sklaverei hatte es immer gegeben und in Kiyans jüngeren Jahren war der eine oder andere Offizier der Gortharischen Stadtwache heiß darauf gewesen, einige hundert Mann dort hinzuschicken und die Mine mitsamt ihrer verbrecherischen Betreiber einzustampfen. Am Ende hatte aber das schöne Gold dafür gesorgt, dass nichts dergleichen geschah.
    An dieser Stelle setzte der Einäugige nun an.
    „Wir kommen aus Halvung.“
    Der wortführende Wächter legte die Hand an den Schwertgriff. „Soso“, sagte er langsam, „aus Halvung also. Und was führt jemanden aus Halvung nach Gorthar? In diesem Aufzug?“ Er musterte die beiden Flüchtlinge von oben bis unten.
    Kiyan lachte kurz auf, spürte die Erschöpfung und einen Moment den unsagbar starken Wunsch, einfach aufzugeben. Sich hinzusetzen und zu kapitulieren.
    „Wir sind aus Beliars Hauch geflohen, der Schwefelmine.“ Er deutete auf sein fehlendes, rechtes Auge. „Das nahmen mir die Hurensöhne, als ich mich auflehnte. Als sie wahllos auf Mitgefangene eindroschen.“
    Der Wächter nickte. „Ein Bote teilte uns mit, dass die Mine dieses Mal wohl endgültig … Geschichte ist. Aber wer sagt mir, dass ihr nicht welche von den Hundsföttern seid, die dort auf Gefangene eingedroschen haben.“ Er schnalzte mit der Zunge. „Vertrauen ist heutzutage ein kostbares Gut.“
    Der Gortharer hob schlicht die Hände, präsentierte sich in all seiner abgerissenen Gestalt. Die Wangen eingefallen, hohl. Ein Schatten unter dem verbliebenen Auge, merklich blass. Auch seine Statur – vormals kräftiger – spiegelte nun die Gefangenschaft wider.
    „Herr Wachtmeister …“, einer der Hellebardenträger räusperte sich, „… die beiden armen Schweine sehen wirklich nicht aus wie Verbrecher. Wenn sie welche sind, dann keine erfolgreichen.“ Als er den scharfen Blick seines Vorgesetzten spürte, unterbrach er sich kurz, fuhr dann aber fast entschlossen fort: „Und er hat einen Gortharer Dialekt.“
    Der Wachhabende seufzte, musterte Kiyan erneut. „Name?“
    „Kiyan“
    „Kiyan und weiter?“, fragte der andere, etwas ungehalten.
    „Calveit.“, krächzte er. Der Soldat sah ihn mitfühlend an.
    „Es tut mir leid um Euren Verwandten, Calveit. Er starb bei einem Brand. Wie auch immer Ihr zu Euren Leuten hier in der Stadt standet, Obdach werdet Ihr durch sie nicht mehr bekommen.“ Er schüttelte betrübt den Kopf.
    Kiyan zwang sich zu einem dankbaren Lächeln für das Mitleid. „Wir reisen nur durch, keine Sorge. Hier lebten nur … entfernte Verwandte, mehr nicht. Dank Euch, Herr Offizier.“
    Der Wachtmeister sah die beiden Gestalten noch einmal lange und prüfend an. Dann nickte er schicksalsergeben. „Weiter mit euch. Jarusch? Greif dir mal den Taschendieb, der dem Fellhändler an den Beutel will. Ich hab ‘ne Quote zu erfüllen!“

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    Erster Akt - Halvung

    Das der Ort Halvung ein stinkendes Drecksloch war, hatte sie bisher nur von Erzählungen gehört. Doch jetzt als sie es mit eigenen Augen betrachten musste, wurde ihr schnell klar, dass die Beschreibungen die ihr zu Ohren gekommen waren mehr Schmeichelei als tatsächliche Fakten beinhalteten. Die Straßen und Wege des Ortes, wenn man sie denn als solche überhaupt bezeichnen durfte, waren derartig versifft und herunter gekommen, dass es der Gortharerin schwer fiel einen Fuß vor den anderen zu setzen. Unrat, wackelige Pflastersteine und Schlammlöcher ließen wenig Spielraum, so dass der Weg zum Gasthaus mehr einem Hindernislauf gleich kam. Auch die argwöhnischen Blicke der Ortsansässigen zeigten nicht den üblichen Respekt und Neid, den sie aus der Großstadt gewohnt war. Vielmehr war es Misstrauen mit einer gehörigen Portion Verachtung. Hier und da konnte sie einige Schatten hinter den Fenstern hervorlugen sehen, welche die Neuankömmlinge in ihrer kleinen schäbigen Stadt auf das genaueste beobachteten. Fast so, als ob sie befürchteten, man würde ihnen etwas stehlen wollen. Dabei war die nahe Schwefelmine der einzige Ort von Interesse und an diesem besaß sie bereits einen kleinen aber ansehnlichen Anteil!

    „Das nächste Mal soll unsere Kutsche direkt vor dem Gasthaus halten. Das ist absolut nicht zumutbar!“, meinte die Adlige zu ihrem Diener Reginald gewandt, der respektvoll links hinter ihr lief.
    „Wie ihr wünscht, Herrin!“ Der Ergraute trug eine dunkle Ledertunika mit hohem Kragen und langen weiten Ärmeln. Des Weiteren gehörten noch ein Notaranwärter und zwei Leibwächter zum Gefolge der Prokuratorin, welche hinter den Beiden liefen. Die bevorstehende Untersuchung der örtlichen Schwefelmine, auch bekannt als „Beliars Hauch“, erforderte eine gewisse Professionalität und wer wäre da besser geeignet, als Elisabeth Remilia von Graetenbach; aufstrebende Händlerin und viel gefragte Prokuratorin für Verwaltungs- und Rechtsfragen. Der bevorstehende Auftrag gehörte zwar nicht direkt zu ihrem üblichen Aufgabengebieten, doch in Anbetracht der Umstände hatte sie hier eine Ausnahme gemacht. Ihr Auftraggeber Siegfried von Chevalion war nicht nur ein einflussreicher Handelspartner, sondern besaß auch einen nicht unbeträchtlichen Anteil an besagter Mine. Er war es auch gewesen, der ihr vor etlichen Jahren dazu geraten hatte, ebenfalls in das Minengeschäft einzusteigen. Ihr eigener Anteil war jedoch gering genug, dass sie für den aktuellen Auftrag als Unparteiische die Ermittlungen führen konnte. Lord Garing, der eingesetzte Verwalter der Schwefelmine und Besitzer des Landes auf der sie sich befand, stand in Verruf seinen Aufgaben nicht mit der nötigen Sorgfalt nachgekommen zu sein. Dies soll vor ungefähr zwei Monaten zu einem Massenaufstand der Minenarbeiter geführt haben, was die vorübergehende Schließung zur Folge gehabt hatte.

    Als die Gruppe das kleine Gasthaus erreichte und eintrat, begab sich die Adlige sogleich zum Tresen des Schankraumes und stellte sich dem Wirt vor:
    „Elisabeth Remilia von Graetenbach. Ich bin hier um Herrn Siegfried von Chevalion aufzusuchen. Mir wurde gesagt, er hätte sich hier ein Zimmer genommen?“
    „Schewallong? Kann sein, dass der hier ein Zimmer hat, aber solche vertraulichen Informationen kann ich nicht einfach so preisgeben!“, meinte er mit einem gierigen Grinsen das der Adligen zu ihrem Missfallen mehr als genug sagte. Sichtlich genervt nahm sie ein paar Münzen aus einer ihrer Taschen und legte sie auf den Tresen. Der Wirt schaute auf das glänzende Metall und dann wieder zu Elisabeth mit erwartungsvoll hochgezogenen Augenbrauen. Mit den Augen rollend, ließ sie zwei weitere Münzen auf den Tresen fallen.
    „Hm...ja, der hat hier ein Zimmer.“
    „Und welches?“
    „Tja, nun...“
    Ein schlecht gelaunter Seufzer entfuhr ihr als sie ihm ein paar mehr Münzen zukommen ließ. Diese verschwanden sogleich mit den anderen im Geldbeutel des Wirtes.
    „Die Treppe hinauf. Dritte Tür links!“

    Ohne auch nur ein weiteres Wort an ihn zu verschwenden, wandte sich die Prokuratorin zu ihren Reisebegleitern um und gab folgende Anweisungen:
    „Ich werde mich zu Siegfried von Chevalion begeben und das weitere Vorhaben besprechen. Es steht euch frei hier zu verweilen und die Zeit für eine Pause zu nutzen. Reginald?“, mit diesen Worten drehte sie sich zu ihrem Diener um. „Sorgt dafür, dass wir in diesem Ort eine entsprechende Unterkunft bekommen. Ich gehe davon aus, dass wir hier leider für eine Nacht verweilen müssen, bevor wir unsere Rückreise antreten können.“
    „Sehr wohl Herrin!“
    Gesagt, getan: der Anwärter, die Wächter und Reginald bestellten sich sogleich beim Wirt einige Getränke, während die Adlige selbst die Treppe hinauf stieg. Es sollte ihr letzter großer Auftrag vor ihrer Vermählung werden und sollte das nötige Kapital einbringen um die Vorbereitungen zu finanzieren. Mit entsprechend gemischten Gefühlen stieg Elisabeth daher Stufe für Stufe hinauf. Sie liebte ihre Arbeit, was man von ihrem Verlobten allerdings nicht behaupten konnte.

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    Erster Akt - Der hohe Herr

    In der oberen Etage des Gasthauses angekommen und den Flur hinab schauend, wurde Elisabeth schnell gewahr, dass sie dem Halsabschneider von einem Wirt völlig umsonst so viel Geld hatte zukommen lassen. An besagter Tür stand ein stattlich gerüsteter Leibwächter, der jedem Idioten anzeigte, dass sich in dem Zimmer dahinter entweder etwas von großen Wert befinden musste, oder eine wichtige Person darin verweilte. Auch ohne die Auskunft des Wirtes hätte sie also Siegfried finden können. Als die Prokuratorin näher trat, konnte sie sogar die Insignien des Adligen in der Rüstung des Leibwächters erkennen. Es gab keine Frage wer hier untergekommen war!
    „Mein Name ist Elisabeth Remilia von Graetenbach! Ich bin im Auftrag eures Herren hier und bitte um Audienz!“, stellte sie sich sogleich vor, was der Wächter mit einem stummen Nicken zur Kenntnis nahm. Sogleich klopfte er kräftig an der Tür und kündigte an:
    „Frau von Graetenbach!“
    „Lasst sie hinein Argust!“
    Elisabeth mit einem abschätzenden Blick versehend, öffnete er die Tür.

    Die Adlige trat sogleich ein und ließ ihren Blick durch das bescheidene Zimmer schweifen. Ein Schrank, ein Bett, ein Schreibtisch und drei Stühle. Viel mehr gab es in diesem herunter gekommenen Raum nicht und es war ein wahrlich sonderbares Bild den Adligen Großhändler in dieser Bruchbude von Unterkunft anzutreffen.
    „Ah! Elisabeth! Gut, dass Ihr mir gleich nachreisen konntet. Ich selbst bin auch erst diesen Morgen hier angekommen.“, grüßte der Blonde Geschäftsmann mittleren Alters die Prokuratorin nachdem er extra aufgestanden war und ihr dann einen Platz vor sich an seinem Schreibtisch anbot.
    „Ihr gabt mir deutlich zu verstehen, dass es eine sehr dringliche Angelegenheit wäre. Wie hätte ich Euch da warten lassen können?“, meinte sie zuvorkommend und nahm Platz. Auch Siegfried setzte sich wieder. Vor ihm zwei ausgebreitete Dokumente deren Tinte noch ganz frisch war. Daneben ein Notizbuch und diverse Schreibutensilien.
    „Durchaus! Der Aufstand in der Mine ist schon gut zwei Monate her. Seitdem stehen die Arbeiten still, da sich niemand mehr hinein traut. Nun...zumindest nicht offiziell. Ich gehe stark davon aus, dass das Gesindel des Ortes sich versucht hat an den übrigen Reichtümern der Minenverwaltung die Taschen voll zustopfen. Ein Umstand der Eure Arbeit etwas erschweren dürfte, da hierbei sicherlich Indizien beschädigt, oder gar zerstört wurden. Gut möglich, das Lord Garing hier selbst seine Finger im Spiel hat, um die Spuren seiner Unfähigkeit zu verwischen! Verzeiht...ich wollte nicht unhöflich sein und dem Gespräch vorgreifen! Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Reise?“, entschuldigte sich der Blonde Adlige als im bewusst wurde, dass er etwas zu voreilig das Gespräch voran getrieben hatte. Das ziemte sich nicht für einen Mann seines Standes. Vor allem nicht gegenüber einer Dame!

    „Nein, fahrt ruhig fort! Meine Befindlichkeiten und dieser widerliche Ort sind keiner tiefgründigen Ausführungen wert! Ihr habt mich als Prokuratorin angeheuert, um die Schwefelmine zu untersuchen und Beweise zu finden, dass Lord Garing Schuld an diesem Desaster hat. Dass er hier Sklaven hat Arbeiten lassen, ist ein offenes Geheimnis und dürfte wohl nicht ausreichen, um Euren Forderungen für den bevorstehenden Prozess den nötigen Nachdruck zu verleihen. Und wenn Ihr die Unfähigkeit der Aufseher anbringt, wird er die Schuld wohl nur noch leichter von sich weisen können.“, holte Elisabeth aus, doch bevor sie ihre eigentliche Frage stellen konnte, hakte ihr Gegenüber ein.
    „Selbstverständlich wollt Ihr wissen wonach Ihr im Speziellen suchen sollt! Da Ihr die meiste Zeit in Gorthar verbringt und sicherlich wenig Zeit habt dem Gesindel auf den Straßen Euer Gehör zu schenken, gehe ich davon aus, dass ihr nichts über die Knochenhexe wisst, die auf die Mine losgelassen wurde?“
    „Tatsächlich nicht. Meint Ihr, dass die Arbeiter deswegen nicht in die Mine gehen wollen, weil sich hier ein Aberglaube breit gemacht hat? Bisher war mir zuteil geworden, dass die Stollen schlichtweg nicht sicher genug seien nach der Explosion.“
    „Es gibt nur wenige Überlebende. Die Meisten erlagen ihren Verletzungen noch vor Ort. Ein Aufseher, der zum Zeitpunkt des Geschehens auf dem Weg zur Mine war, will angeblich gesehen haben, wie eine grässliche Hexe einen Untoten beschworen und mit seiner Hilfe die Arbeiter abgeschlachtet hat. Was mit ihr passierte ist ungewiss, da der Feigling sogleich zurück in die Stadt rannte. Daraufhin machten sich alle möglichen Gerüchte und Geschichten breit.“
    „Und Ihr verlangt, dass wir der Sache auf den Grund gehen? Hättet Ihr mir von diesen Umständen nicht eher berichten können? Dann hätte ich mehr als nur zwei Leibwächter zu meinem Schutz mitgebracht!“, entgegnete die Adlige erschüttert und sichtlich verständnislos, wie der Großhändler ihre Sicherheit auf diese Weise aufs Spiel setzen konnte!
    „Die Ereignisse sind wie gesagt etliche Wochen her und bisher gab es keine besonderen Vorkommnisse an diesem Ort. Falls diese Hexe noch am Leben sein sollte, wird sie sicherlich nicht in die Stollen zurückgekehrt sein. Aber tatsächlich geht es mir hauptsächlich um dieses Wesen! Es liegt die Vermutung nahe, dass Lord Garing selbst sie auf die Mine losgelassen hat. Im letzten Jahr wurde nicht mehr so viel Schwefel abgebaut wie früher. Sicherlich will der Lord die übrigen Anteile zu einem erschwinglichen Preis an sich bringen, so dass er den niedrigeren Gewinn nicht mehr mit den anderen Anteilnehmern teilen muss. Und was könnte den Preis mehr drücken, als ein solch schreckliches Ereignis mit einer vorläufigen Schließung der Mine?“
    „Ich sehe wie Ihr es zu so viel Einfluss bringen konntet Siegrfried! Das hört sich tatsächlich nach einem nachvollziehbaren Motiv an! Ihr möchtet also, dass ich mit meinen Leuten nach Hinweisen suchen, die eine Verbindung zwischen dieser Hexe und Lord Garing aufzeigen?“
    „In der Tat! Selbst Beweise für die bloße Existenz dieser Person könnten schon ausreichen. Offiziell gehen die Ämter von einer durch Sorglosigkeit hervorgerufenen Explosion in der Mine aus. Die Gerüchte über diese Hexe werden natürlich nicht als bare Münze angenommen. Ich bin mir allerdings sicher, das Lord Garing mit einer entsprechenden Geschichte aufwartet. Darum müssen wir uns beeilen, damit wir ihm mit der Wahrheit zuvorkommen können!“, gab der Adlige sichtlich euphorisch zu verstehen und schob dann zwei Dokumente zu Elisabeth hinüber.
    „Hier sind die notwendigen Papiere für unsere Zusammenarbeit: eine offizielle Genehmigung, die Euch freien Zutritt zur Mine verschafft, so wie ein Abkommen das Eure Dienste als Prokuratorin für mich in diesem Auftrag bestätigen. Ich habe bereits meine Unterschrift auf beiden Dokumenten hinterlassen.“

    Mit diesen Worten reichte Siegfried von Chevalion der Adligen Tinte und Feder bevor er erwartungsvoll seine Hände vor sich auf dem Tisch faltete. Elisabeth nahm sich die nötige Zeit um beide Texte durch zugehen. Als Prokuratorin und aufstrebende Händlerin war ihr bewusst, wie wichtig rechtskräftige Texte waren und welche Macht der kleingedruckte Anhang haben konnte. Tatsächlich fielen beide Dokumente aber mehr durch ihre sehr eindeutigen und klar formulierten Aufgabenbereiche für Elisabeth aus und dem darauf festgehaltenen geschäftlichen Verhältnis zu Siegfried. Nichts was ihr zum Nachteil gereicht werden könnte. Ja sie vermisste sogar die üblichen Klauseln, mit der sich ihre Auftraggeber normalerweise versuchten ein Türchen offen zu halten, wenn die Untersuchungen nicht so abliefen, wie diese es sich vorgestellt hatten. Hierbei war sie sich allerdings unsicher, ob Siegfried ihr einfach nur so viel vertrauen schenkte, oder er schlichtweg vergessen hatte eben jene Zeilen in der kürze der Zeit hinzuzufügen. Wie zuvor bereits bemerkt, schienen die Dokumente gerade erst fertig gestellt worden zu sein. Die Tinte war zwar bereits trocken, hatte aber noch einen gewissen Schimmer an sich.
    Ohne weiter ihrer beider Zeit verschwenden zu wollen, setzte sie ihre Unterschrift auf die Vereinbarung und schob diese wieder zu Siegfried während sie die Genehmigung für sich behielt.
    „Ich nehme an, dass hiermit alles Wichtige erledigt ist?“
    „In der Tat! Ich hoffe Ihr verzeiht mir, dass ich meine kostbare Zeit nicht noch länger an diesem Ort verschwenden und auf euren Bericht warten kann! Ich werde in den nächsten Stunden bereits wieder abreisen und meine Reise fortsetzen. Sobald Ihr eure Untersuchungen beendet habt, könnt Ihr euren Bericht an mein Handelshaus in Gorthar schicken. Ich werde mich dann bei euch melden, sobald ich kann!“
    „Natürlich! Ich selbst werde auch nur so lange wie nötig hier verweilen. Meinen Bericht solltet Ihr also bei eurer Rückkehr nach Gorthar auf eurem Schreibtisch vorfinden!“, mit diesen Worten verabschiedete sich Elisabeth von ihrem Auftraggeber und machte sich daran alles nötige in die Wege zu leiten, um ihren Teil des Auftrages so schnell wie möglich Abhandeln zu können.
    Geändert von Elise (28.04.2024 um 12:32 Uhr)

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    Erster Akt - "Beliars Hauch"

    Der faulige Schwefelgeruch der Mine war zur Überraschung der Adligen noch abstoßender als der Gestank der ihr am Vortag von den Straßen Halvungs in die Nase gekrochen war. Sie hätte das nie für möglich gehalten, aber so konnte sie sich dadurch zumindest den sonderbaren Beinamen der Mine erklären. So übel riechend konnte man es sich wahrlich nur in den tiefen Abgründen von Beliars Reich vorstellen!
    Nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Wächter, der Notaranwärter und Reginald hatten sich kurz nach ihrer Ankunft in der Mine Tücher vor Nase und Mund gebunden. Es half nicht sonderlich viel, aber zumindest fühlte es sich so besser an.
    Die gesamte Mine war in einem fürchterlichen Zustand. Hier und da sah man noch immer die Überreste der verstorbenen Minenarbeiter, denen niemand bisher ein rechtmäßiges Begräbnis hatte zukommen lassen. Dann war da der allgemein schlechte Zustand der in die Jahre gekommenen Holzbauten und Stolleneingänge. Zu guter Letzt zogen die teils abgebrannten Überreste eines Gebäudes die Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich. Auf dem ersten Blick schien wohl genau hier die Explosion stattgefunden zu haben.

    „Wir sind zu fünft und die Mine ist doch größer als angenommen. Es wird das beste sein, wenn wir uns aufteilen! Kyrias und Garvik, ihr werdet euch in den Stollen umsehen!“, wies die Adlige an, woraufhin der Notaranwärter und der Wächter gleichermaßen ihr Gesicht verzogen, aber nichts sagten. Bei ihr war jede Widerrede zwecklos!
    „Norbert, ich will, dass du die Umgebung im Auge behältst, solange Reginald und ich uns hier draußen weiter umsehen! Ich will, dass ihr alles notiert was sonderbar für eine derartige Mine ist. Rostige Spitzhacken und liegen gebliebenes Werkzeug interessieren mich also nicht. Umso mehr wir finden, umso eher können wir auch wieder hier weg!“, mit diesen Worten und einer Handbewegung schickte sie den Notaranwärter und die beiden Wächter fort. Reginald winkte sie stattdessen zu sich herüber.
    „Ich möchte, dass du die Position der zurückgelassenen Sklaven genau festhältst. Offiziell heißt es, dass die Explosion das ganze Chaos verursacht hat. Allerdings sieht es nicht so aus, als ob die Arbeiter vor der Explosion geflüchtet wären.“ mit diesen Worten deutete sie auf die leblosen Körper, die sich mehr am Eingang zur Mine häuften und wohl aus dieser zu fliehen versucht hatten. Aus diesem Grunde hatte sie auch die anderen beiden dort hinein geschickt, anstelle sich die Stollen selbst anzusehen. Wer wusste, was dort drinnen lauerte.“
    „Natürlich Herrin! Ich nehme an Ihr wollt die übrigen Waren inspizieren?“
    „So ist es! Es liegt nahe, das Lord Garing Lieferungen zurückgehalten und den anderen Anteilhabern unterschlagen hat. Es wird schwierig sein das jetzt noch zu beweisen, aber es ist einen Versuch wert.“
    „Unterschlagung ist ein schwerwiegendes Vergehen. Wenn Lord Garing sich dieses Verbrechens schuldig gemacht hat, wird er damit nicht ungestraft davon kommen!“, stellte Reginald mit einer ungewöhnlichen Bestimmtheit in seiner Stimme fest. Für gewöhnlich war der Alte ein treuer unterwürfiger Ratgeber, doch hin und wieder kam eine andere Seite in ihm hervor, die die Adlige jedes Mal aufs neue überraschte. Da sie jedoch nicht weiter darauf eingehen wollte, nickte sie ihm nur zu und begab sich dann zu den noch stehenden Hütten hinüber.

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    Erster Akt - Die Knochenhexe

    Unter den Hütten, welche die Prokuratorin durchsucht hatte, gab es nur wenige die von Bedeutung waren. Die ehemalige Baracke der Aufseher war stark verwüstet worden und es sah so aus, als ob mindestens einer der ehemaligen Aufseher alle geheimen Verstecke aufgesucht und geleert hatte. Bodendielen waren herausgerissen worden und alle Schränke kurz und klein geschlagen, auf das auch kein doppelter Boden übersehen werden konnte. Und tatsächlich: unter den Dielen gab es mehrere Hohlräume und die Schrankreste zeigten mehrere seltsame Konstruktionsweisen auf. Sie war keine Tischlerin, aber selbst sie erkannte etliche Stellen an denen man etwas hätte verstecken können. Leider half dies in keiner Weise dabei Lord Garing zu überführen, aber erklärte zumindest zu einem gewissen Teil warum die Mine so mageren Gewinn abgeworfen hatte. Ein Großteil der hier tätigen Verwalter und Aufseher schien sich einen guten Anteil unter der Hand zur Seite gelegt zu haben.

    Die noch stehenden Lager mit den darin aufbewahrten Kisten und Fässern waren ebenso aufgebrochen worden und falls noch etwas anderes außer Schwefel hier zu finden gewesen wäre, dann war es schon längst fortgebracht worden. Durch die zerstörten Kisten und das niedergebrannte letzte Lager, welches die Gortharerin noch untersuchen musste, war es allerdings zwecklos eine Bestandsaufnahme der hier noch vorrätigen Waren anzufertigen. Nichts würde ausreichend Beweismaterial liefern um Lord Garing zu überführen. Schließlich konnte er jedwede Anschuldigung damit entkräften, dass im Nachhinein die Lager geplündert und ein Teil des Schwefels sowieso in der Explosion verloren gegangen war.

    Als die Adlige sichtlich unzufrieden mit der nicht existenten Beweislage das Lager verlassen wollte, stach ihr eine blau schimmernde Feder ins Auge. Diese lag am Türrahmen im Staub und war an der Spitze zusammengedrückt. Ob ein Vogel beim heraus fliegen sich diese Feder zwischen Tür und Rahmen eingeklemmt und dadurch verloren hatte?
    Beinahe hätte Elisabeth sie liegen gelassen, erinnerte sich aber dann an ihre eigenen Worte, dass alles zu notieren ist, was für eine derartige Mine sonderbar war. Stirn runzelnd sammelte sie die Feder also auf und begab sich anschließend hinüber zu den verbrannten Überresten des Lagers welches das Zentrum der Explosion darstellen musste.

    Die durch die Explosion zerstörte Hütte, die als Lager gedient hatte, war nichts weiter als ein Haufen verbrannter Trümmer. Die bloße Existenz dieses Schutthaufens gab einige Rätsel auf, passte sie schließlich so gar nicht in die Geschichten und Gerüchte, die ihr bisher von dem Aufstand zu Ohren gekommen waren. Angeblich soll die Explosion die Arbeiter aus den Minen getrieben haben. Die Knochenhexe soll es mit ihrer Magie entzündet haben, um im folgenden Chaos ein Massaker anrichten zu können. Wenn dem wirklich so gewesen wäre...warum lag ihre Leiche dann genau hier unter den Trümmern?
    Elisabeth schob einige Bretter beiseite, um einen besseren Blick auf die Überreste zu bekommen, die sie bei ihrer Suche erspäht hatte. Was sich ihr darbot war ein äußerst grässlicher Anblick da der Körper stark verbrannt, völlig entstellt und teilweise zergliedert war. Ein Armbrustbolzen steckte drohend im Schädel. Doch davon abgesehen waren die Überreste in einem sonderbar gut erhaltenen Zustand. Bei allen bisherigen Leichen, die sie in der Mine gesehen hatte, war der Verfall bereits stark fortgeschritten gewesen. Der Vorfall war schon einige Wochen her, so dass dies natürlich nicht verwunderlich war. Der Körper vor der Prokuratorin war davon allerdings verschont. Ja es schien fast so als, ob sich kein Lebewesen trauen würde das verbrannte Fleisch auch nur zu berühren! Es war ein Gedanke der der Adligen einen Schauer durch den Körper fahren ließ. Es war abnormal. Wider jeder Logik! Und dies machte ihr deutlich, dass hier dunkle Kräfte am Werk waren, von denen sie keine Ahnung hatte. Jedoch...ein trefflicher Beweis! Auch wenn der Körper nicht mehr zu identifizieren war, so musste die Person zu Lebzeiten mit widernatürlichen Kräften in Kontakt getreten sein. Es gab somit keinen Zweifel mehr für Elisabeth; die Knochenhexe war nicht nur ein Schauermärchen sondern erschreckend real.

    Als die Adlige sich wider ihrer Instinkte die Überreste genauer besah, um nach weiteren Hinweisen Ausschau zu halten, fiel ihr Blick auf die Linke Hand der Hexe. Die Nägel waren zu Krallen mutiert und die Finger sonderbar verformt und glichen somit mehr dämonischen Klauen. Ein weiteres Indiz für dunkle Magie und möglicherweise ein geeigneter Beweis, den sie Siegfried darbieten könnte. Ein Tuch aus ihrem Mantel ziehend und als Schutz vor direktem Kontakt mit der Leiche nutzend, zog sie vorsichtig an der Klauenhand. Diese ließ sich erstaunlich leicht vom Rest des Körpers trennen und auch wenn sich ihr Geist dagegen sträubte und es ihr großen Unbehagen bereitete, so verstaute sie das Beweismittel in einer ihrer größeren Manteltaschen. Es war kein schöner Gedanke, etwas derartig verdorbenes so nah an ihrem Körper zu wissen, doch hatte sie keinen Beutel parat, um es andersartig zu transportieren.

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    Erster Akt - Briefe

    Die letzten Tage hatten sehr an den Kräften der Prokuratorin gezehrt, weshalb sie froh war zumindest wieder in ihren eigenen Vier Wänden nächtigen zu können. Ihre Reise und Aufenthalt in der Schwefelmine Halvungs war nicht sonderlich angenehm gewesen und sie hoffte sehr, dass sich die Mühe und Arbeit, die sie in diesen Auftrag steckte, entsprechend auszahlen würden.

    Mit müden Augen las Elisabeth noch einmal den Bericht durch, den sie gerade eben vollendet hatte. In ihm schilderte sie die Funde, die der junge Notaranwärter in den Stollen der Schwefelmine gemacht hatte, so wie die Hinweise die Reginald und sie selbst zusammen getragen hatten. Hinzu kamen noch einige Skizzen die unter anderem die Lage und Anzahl der gefundenen Opfer aufzeigten, so wie den aktuellen Zustand der Lagerhäuser und Baracken veranschaulichten. Abschließend noch Anmerkungen mit eigene Gedanken und Vorschlägen für das weitere Vorgehen, was die Anzahl der Papiere auf einen ansehnlichen Stapel hat anwachsen lassen. Das einzige was fehlte war eine direkte Verbindung zwischen der Knochenhexe und Lord Garing. Hier hatten sich bei den Untersuchungen leider keine Hinweise aufgezeigt, auch wenn die Vermutung nahe lag, dass es hier einen Zusammenhang geben musste. Wenn auch nicht direkt von Lord Garing angeheuert, so konnte man das Massaker das diese Hexe angerichtet hatte zumindest auf seine Unfähigkeit schieben in der Mine für die nötige Ordnung zu sorgen. Allgemeine Nachlässigkeiten hatten sich zu Elisabeths Glück zahlreich finden können, weshalb sie sich sicher war, dass eine Verurteilung des Lords gewiss wäre.

    „Da hat man schon einen Bediensteten und dann stapeln sich trotzdem die Aufgaben! Dabei war ich doch nicht einmal eine Woche unterwegs!“, grummelte die Gortharerin mit einem erschöpften Blick zum Briefstapel hin gerichtet, der sich fein säuberlich angeordnet zu ihrer Linken aufbäumte. Den Bericht für Siegfried von Chevalion legte sie auf die rechte Seite des Tisches, wo er einsam aber geduldig warten würde, bis Reginald ihn einem Boten mitgeben würde.
    Reginald selbst konnte sie für ihre Misere natürlich keine Vorwürfe machen. Ihr treuer Diener war eine unersetzliche Hilfe, da er es vermochte ihr die meisten der niederen Aufgaben abzunehmen und wichtige Treffen und Reisen stets zu ihrer vollen Zufriedenheit durchzuplanen. Auch dieses Mal hatte er es geschafft die Zeit ihres Aufenthalts in Halvung perfekt einzuschätzen, so dass sie keinen Moment länger als nötig an diesem abscheulichem Ort hatte verbringen müssen. Und auch wenn sie selbst einen gewissen Anteil an der Mine besaß, so war dies tatsächlich ihr erster Besuch an diesem fürchterlichen Ort gewesen. Der Handel mit dem Schwefel war für sie selbst nur ein kleiner Nebenverdienst, doch sollte er das nötige Startkapital für weitere Geschäfte einbringen. Der Vorfall in Halvung hatte ihr allerdings einen großen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch die aufstrebende Händlerin war guter Dinge, dass nach dem Prozess gegen Lord Garing ein fähigerer Verwalter eingesetzt werden würde. Die Geschäfte sollten dann wie geplant fortgesetzt werden können, so dass die entstehenden Einbußen nicht zu sehr ins Gewicht fallen sollten. Vielmehr war es eine wichtige Lehre, sich nicht auf ein einzelnes Handelsgut zu stark zu verlassen.

    Den Stapel an Briefen und Gesuchen langsam abarbeitend, war die Adlige an einem Schreiben ihrer Verwandtschaft väterlicher Seite angekommen. Eine Notiz von Reginald mit den Worten: > Die Wertsachen sind bereits auf dem Weg. < verriet ihr, dass er sich wahrscheinlich schon um das Wichtigste gekümmert hatte. Aus dem Schreiben ihres Vettern ging hervor, dass Elisabeths Onkel kürzlich bei einem Unfall in seinem Alchemielabor umgekommen und jetzt der letzte Wille vollzogen wurde. Der etwas wirre Alchemist hatte anscheinend dafür gesorgt, dass ein Teil seiner Wertsachen nach seinem Ableben an seine Verwandtschaft vermacht werden sollte. Um was es sich hierbei genau handelte, wurde nicht aufgeführt, doch die Händlerin war sich gewiss, dass sie zumindest etwas Kapital daraus schlagen konnte! Bei dem Gedanken, dass durch ihres Onkels letzten Willen ihrer Stieftante ein Großteil seiner Habe aus den gierigen Fingern glitt, breitete sich ein schadenfrohes Schmunzeln an Elisabeths Lippen aus. Auch wenn der Alchemist es zu Lebzeiten nicht hatte wahrhaben wollen, so wussten alle Verwandten, warum die unliebsame Tante sich an den gutmütigen Mann heran gemacht hatte.

    „Oh!“, entfuhr es der Prokuratorin als sie gerade dabei war den Brief zur Seite zu legen. „So wie ich meinen Onkel kenne, wird er sein Hab und Gut sicherlich magisch geschützt haben. Zumindest hatte er früher diesen einen Zaubertrick immer geliebt, mit dem er seine Kisten ohne Schlüssel verschlossen hatte!“ bei diesen Worten entfuhr ihr ein tiefer Seufzer. Es schien so, als ob sie mit hoher Wahrscheinlichkeit die Dienste eines magischen Schlossers...oder so etwas in der Art, brauchen würde. Und da man davon ausgehen konnte das bald fast ein Dutzend Personen magisch verschlossene Truhen und Kisten zugestellt bekommen würden, sollte sie sich beeilen zeitnah einen solchen Schlosser anzuheuern, bevor die erhöhte Nachfrage den Preis steigen ließ!

    Nachdem sie sich einen entsprechenden Vermerk gemacht hatte, Reginald auf die Angelegenheit anzusetzen, richtete Elisabeth ihre Aufmerksamkeit wieder auf den noch immer viel zu hohen Stapel an Briefen. Der nächste Adressant weckte allerdings ihre Neugier, kam das Schreiben schließlich aus Quasar! Das Fürstentum hatte im letzten Jahrzehnt einen starken Wandel vollzogen und war durch seine Geschichte und den Mythen, die es umgab, zu einem Zufluchtsort für innosgläubiges Volk geworden. Die genauen Hintergründe kannte sie selbst nicht, hatte die Prokuratorin im allgemeinen doch recht wenig mit den Göttern am Hut. Früher oder später würde sie sich mit der Thematik allerdings befassen müssen, kam ihr Verlobter schließlich aus eben jenem Fürstentum und war er auch der Verfasser des ihr vorliegenden Briefes. Die Vermählung würde in den nächsten Wochen vollzogen werden und so war es kein Wunder, dass er sie über die jüngsten Vorbereitungen informierte und sie anwies sich noch um ausstehende Angelegenheiten zu kümmern.

    „Ughh...“, seufzte Elisabeth mit einer unüberhörbaren Abneigung. Wäre ihr Verlobter nicht so eine vortreffliche Partie, hätte sie entsprechende Mittel und Wege gesucht, um sich all dem zu entziehen. Leider lag Quasar an einem äußerst wichtigen Knotenpunkt des gortharischen Handels und der Einfluss des Adligen dürfte ihren eigenen Vorhaben sehr zugute kommen. Rein aus ihren Kalkulationen heraus betrachtet, sprach mehr für die Verlobung als dagegen. Wenn nur dieser ganze Verlobungsakt nicht so ein widersinniges Verlustgeschäft und reine Zeitverschwendung wäre!
    Den Brief vorerst ganz nach unten in ihren Stapel zurück schiebend, widmete sich die Gortharerin vorerst wichtigeren Angelegenheiten und somit dem nächsten Schreiben. Es würde wahrscheinlich ein sehr langer Abend werden.

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    Erster Akt - Schlösser

    "Ah! Werte Herrin!", stoppte Reginald die Adlige in ihrem Lauf, als die beiden sich zufällig im Flur des ersten Stockwerkes begegneten. Die letzte Zeit hatte sie hauptsächlich damit verbracht sich um ihre Handelsgeschäfte zu kümmern und für einige Kunden wichtige Angebote zu berechnen. Einige Anfragen hatten durch ihre Reise nach Halvung schon viel zu lange auf der Wartebank Platz finden müssen. Ein Missstand der Elisabeth so einige Sorgen bereitete und sie dadurch auch um wertvollen Schlaf gebracht hatte.
    "Was gibt es Reginald?", fragte Elisabeth mit hochgezogener Augenbraue, war sie doch drauf und dran ihren Diener auf einen späteren Zeitpunkt zu vertrösten da sie sich gerade eine Auszeit von den geschäftlichen Angelegenheiten erlauben wollte.
    "Die Truhen Ihres verstorbenen Onkels...Innos habe ihn Selig...sind heute Morgen angekommen!"
    "Wirklich? Das ging schneller als angenommen! Wo habt Ihr sie verstauen lassen?"
    "Im Salonzimmer. Die Lagerräume waren mir einfach nicht angemessen genug. Außerdem haben die Truhen so einen altehrwürdigen Glanz, der ganz gut in das Gesamtbild des Raumes passte...wisst Ihr was ich meine?"
    Die Hausherrin ertappte sich wie sie einen Moment darüber nachdenken musste, da sie recht wenig von Innenarchitektur und Dekoration hielt. Leider war diese Wissenschaft von großer Bedeutung für die Gesellschaften, in denen sie verkehrte. Reginald hatte sich vor einigen Jahren zwar auch erst in dieser Kunst unterweisen lassen müssen, doch hatte er dadurch ein weitaus besseres Auge für soetwas entwickelt, als sie es je könnte.
    "Ähm...natürlich! Ich werde ...bei Gelegenheit einen Blick darauf werfen. Gibt es sonst noch etwas dringliches?"
    "Nichts dringliches Herrin!"
    "Gut, dann sehen wir uns am Abend zu Tische.", meinte die Adlige knapp, woraufhin sich ihr Diener verständnisvoll verbeugte und sich so ihre Wege wieder trennten.

    Zum Leidwesen der Prokuratorin läutete die Türglocke genau in dem Moment, als sie die Eingangshalle durchqueren wollte. Normalerweise war es die Aufgabe ihres Dieners Besucher in Empfang zu nehmen, doch wie es der Zufall an diesem Tag so wollte, durfte sich die Person glücklich schätzen, von der Adligen höchst selbst begrüßt zu werden. Als sie die Tür öffnete, war sie überrascht zu sehen, dass nicht eine, sondern gleich drei Personen etwas von ihr wollten.

    "Einen ähm... wunderschönen guten Tag Frau...ähm...", begann ein in blauen Roben gekleideter älterer Herr mit grauem Vollbart und buschigen Augenbrauen.
    "Elisabeth Remilia von Graetenbach.", beendete die Adlige den Satz. Die Laune gleich im Begriff in den Keller zu sinken.
    "Die Hausherrin persönlich! Welch Ehre! Wir freuen uns, dass Sie uns diesen Auftrag übergeben haben und sind so schnell hergekommen, wie es uns möglich war!" sprang der zweite ältere Herr sogleich ein, um die Situation zu retten. Dieser war in roten Roben gekleidet und hatte, abgesehen von seien Brauen, nur ein spärlich behaartes Haupt.
    "Verzeiht, aber um welchen Auftrag handelt es sich hier genau?", fragte die Adlige nach, die sich nicht erinnern konnte drei Tattergreise für, was auch immer, angeheuert zu haben.
    "Ja, ähm...ich war ja noch gar nicht fertig uns ähm...vorzustellen! Gestatten? Zundoras, Isradul und Malte...die ähm...besten Schlosser für ähm...magische Schlösser in ganz Gorthar!", dabei zeigte er zuerst auf den Kahlen in roten Roben, anschließend auf den dritten im Bunde in schwarzen Roben und mit langen grauen Haaren, die ihm teilweise ins Gesicht hingen und schließlich auf sich selbst. Alle drei verbeugten sich und schauten dann erwartungsvoll zu Elisabeth.

    "Nun, ich habe nur zwei Truhen die geöffnet werden müssten. Ich denke nicht, dass das die Anwesenheit von gleich drei...Schlossern bedarf?", merkte sie mit einem fragenden Blick an. Zum Teil auch weil sie nicht einsah gleich drei auf einmal zu bezahlen, wenn es einer allein auch getan hätte.
    "Das magische Verschließen hat so seine Besonderheiten werte Frau von Graetenbach! Tatsächlich ist nur der Magier, der es verschlossen hat selbst in der Lage es zu öffnen! Es sei denn drei Magier verschiedenen Glaubens brechen dieses Siegel!", erklärte Zundoras kurzerhand, wurde aber von Malte sogleich berichtigt:
    "Drei beliebige Magiekundige braucht es tatsächlich nur noch! Da gab es vor einiger Zeit ähm...eine Lockerung in der Magie!"
    "In der Tat, aber so oder so erfüllen wir die nötigen Voraussetzungen damit natürlich!"
    "Ah, ja! Wenn dem so ist, dann tretet doch ein!", meinte die Hausherrin etwas skeptisch und ließ die drei "Schlosser" ein.

    Ohne Umwege führte sie die älteren Herren sogleich in den Salon, in dem sich die Truhen befanden, die sie von ihrem Onkel geerbt hatte, aber nicht zu öffnen vermochte. Der alte Alchemist mit seiner paranoiden Vorliebe für das magische Verschließen von Türen und Deckeln! Elisabeth musste abermals den Kopf bei dem Gedanken schütteln.
    "Hier sind die Truhen! Denken Sie, dass sie das Problem für mich beheben und die Truhen öffnen können?", fragte die Prokuratorin interessiert und verschränkte erwartungsvoll die Arme vor der Brust.
    "Hm...hm...hmmm...ja eindeutig magisch verschlossen!", meinte der kahle Zundoras, nachdem er sich zu den zwei Truhen hinüber begeben und sie mit einem bedeutungsschweren Blick versehen hatte.
    "Und ähm...sie sind äh...wirklich die Eigentümerin dieser äh...Truhen?", wandte sich der in blauen Roben gekleidete Malte dann an die Prokuratorin, die von dieser Frage sichtlich überrascht war.
    "Ja natürlich! Sonst würden sie wohl nicht in meinem Haus stehen, oder?"
    "Nun, es geht hierbei weniger um den Standort der Truhe, als vielmehr um den Inhalt und die Person, die diesen schützen wollte. Freilich gab es schon den ein oder anderen Anarchisten, der sich einen Spaß daraus gemacht hat mehrere Truhen in der Stadt magisch zu verschließen, so dass sie daraufhin nicht mehr zu öffnen waren. Doch im Normalfall handelt es sich lediglich um den Schutz von Eigentum. Und hierfür müssen wir prüfen, ob sie auch die rechtmäßige Eigentümerin dieser Truhen sind!", erklärte Zundoras fachmännisch. Elisabeth sah ein, dass sie wohl nicht um einen Beweis herum kommen würde und entschuldigte sich, bevor sie schnell den Brief ihres Vetters aus ihrem Arbeitszimmer herbei holte.

    "Hm...hm...hmmm...ja das sollte genügen!"
    "Sie müssen zuvor nur noch ein paar Dokumente unterzeichnen...hier, hier und...dort zwei mal. Den Durchdruck erhalten Sie natürlich für ihre Unterlagen!", meldete sich plötzlich Isradul zu Wort, welcher bis gerade eben noch nicht ein einziges Mal den Mund geöffnet hatte. Ehe Elisabeth es sich versah, wurde ihr ein kleiner Stapel Papiere zum Unterschreiben vorgehalten, was sie natürlich auch tat, aber nicht bevor sie nicht alles gründlichst durchgelesen hatte. Solche Rechtstexte waren ihr Fachgebiet und sie wollte sich zumindest einmal am Tag einen erfreulichen Zeitvertreib gönnen!

    Nachdem der in Schwarz gekleidete Magier ihr den Durchdruck ausgehändigt hatte, machten sich die Drei magischen Schlosser auch gleich ans Werk. Sie stellten sich im die Truhen, krämpelten die Ärmel ihrer langen Roben hoch und begannen mit einigen seltsam anmutenden Handgesten ihre Magie zu Wirken. So wirklich konnte die Adlige nicht nachvollziehen, was hier passierte, doch dass die Truhen nach einer Weile ihren sonderbaren Glanz verloren, konnte selbst sie eindeutig wahrnehmen. Schließlich öffnete Malte die Deckel beider Truhen einen Spalt breit und schaute dann zur Truhenbesitzerin hinüber:
    "Damit wäre unsere Arbeit getan! Sie ähm...können die Truhen dann später in Ruhe ähm...allein öffnen. Der Inhalt geht uns ja...ähm natürlich nichts an. Da Arbeiten wir ähm...sehr diskret"
    "Habt vielen Dank die Herren! Ihr habt mir hier einen großen Dienst erwiesen. Die entsprechende Bezahlung werde ich, wie in den Dokumenten festgehalten, per Boten ihnen Dreien zukommen lassen!"

    Mit diesen Worten begleitete die Adlige die drei magischen Schlosser zur Tür wo sie ihnen der Höflichkeit wegen noch einen angenehmen Tag wünschte.
    "Innos sei mit euch und erhelle euren Weg!"
    "Möge Adanos euch ähm...behüten!"
    "..."
    Elisabeth stutzte für einen Moment, als der in schwarzen Roben gekleidete Dritte ihr kein Wort des Abschieds zukommen ließ.
    "Und ihr wollt mir nicht den Segen Beliars zukommen lassen? Traut euch ruhig, ich habe weder Angst vor dem Herrn der Dunkelheit, noch verabscheue ich ihn. Tatsächlich habe ich zu allen Göttern keine besondere Neigung.", sprach sie zu ihm, wohlwissend, dass Schwarzmagier allgemeinhin nicht gern gesehen waren. Weil Isradul bei der Erfüllung ihres Auftrages auch seinen Teil dazu beigetragen hatte, wollte sie ihn zumindest mit einem guten Gefühl gehen lassen.
    "Nun, ich bin kein Schwarzmagier, aber wenn ihr darum bittet, dann sollt ihr auch meinen Segen erhalten.", meinte der Langhaarige mit einem Anflug von einem Lächeln und sprach zum Abschied:
    "Erwachet!"

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